Vielleicht fragst auch du dich, warum unterschiedliche Kinder unterschiedlich reagieren, wenn es um Trennung oder Nähe (von oder zu einer Bezugsperson) geht? John Bowlby, ein bekannter britischer Psychiater und Psychoanalytiker, hat vier sogenannte Bindungsstile beschrieben. Sie erklären, wie Kinder eine Beziehung zu ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen aufbauen und wie wichtig diese Bindung für ihr Leben ist.
Was sind Bindungsstile?
Bindungsstile beschreiben, wie Kinder auf ihre Eltern oder Bezugspersonen reagieren. Bei der Entstehung der Bindungsqualität zwischen dir und deinem Kind spielt es eine große Rolle, wie du auf die Bedürfnisse unserer Kinder eingehst.
Bowlby hat vier Bindungsstile beschrieben:
- Sicher gebundene Kinder wissen: „Ich kann mich auf Mama oder Papa verlassen.“ Wenn sie Trost oder Hilfe brauchen, bekommen sie diesen. Sie fühlen sich sicher, die Welt zu erkunden, und wissen, dass jemand da ist, wenn sie zurückkommen. Diese Kinder sind oft neugierig, selbstbewusst und haben ein gutes Vertrauen in Beziehungen. Selbstverständlich wirst auch du wollen, dass sich dein Kind sicher an dich gebunden fühlt.
- Unsicher-vermeidende Kinder haben gelernt: „Meine Bedürfnisse werden oft nicht ernst genommen.“ Deshalb zeigen sie ihre Gefühle oder ihr Bedürfnis nach Nähe weniger. Sie wirken oft ruhig und unabhängig, aber eigentlich haben sie Angst, enttäuscht zu werden.
- Unsicher-ambivalente Kinder erleben ihre Eltern als unberechenbar: Mal sind sie da und trösten, mal nicht. Das führt dazu, dass die Kinder klammern und Angst haben, verlassen zu werden. Sie sind oft sehr anhänglich und zeigen starke Unsicherheiten.
- Desorganisiert gebundene Kinder haben es besonders schwer. Sie erleben ihre Eltern manchmal als Quelle von Angst, zum Beispiel durch Stress, Gewalt oder Vernachlässigung. Diese Kinder wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, und zeigen oft widersprüchliche Reaktionen.
Warum ist eine sichere Bindung so wichtig?
Eine sichere Bindung ist wie ein unsichtbares Sicherheitsnetz. Sie gibt Kindern das Gefühl: „Ich bin geliebt, so wie ich bin. Ich bin sicher, egal was passiert.“ Kinder mit einer sicheren Bindung haben es oft leichter, mit neuen Situationen und Stress umzugehen. Sie wachsen zu selbstbewussten Erwachsenen heran, die gesunde Beziehungen führen können.
Wie können wir eine sichere Bindung aufbauen?
Es ist nicht immer leicht, aber mit ein paar einfachen Tipps können wir viel für eine sichere Bindung tun:
- Sei da: Zeige deinem Kind, dass es sich auf dich verlassen kann. Wenn es Trost braucht, tröste es. Wenn es Angst hat, gib ihm Sicherheit.
- Nimm Gefühle ernst: Egal ob dein Kind traurig, wütend oder ängstlich ist – zeige ihm, dass alle Gefühle okay sind. Hilf ihm, diese zu verstehen und auszudrücken.
- Bleib geduldig: Auch wenn es mal stressig ist: Dein Kind lernt mit der Zeit, dass du da bist. Jede liebevolle Reaktion stärkt eure Bindung.
- Rituale schaffen: Feste Rituale wie eine Gute-Nacht-Geschichte oder Kuschelzeit geben deinem Kind ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit.
Was tun, wenn es schwierig ist?
Niemand ist perfekt, und das ist auch okay. Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass ausschließlich du für die Bindungsqualität zu deinem Kind verantwortlich bist. Hol dir Hilfe, wenn du an deine Grenzen stößt. Als psychosoziale Beraterin bin ich genau für solche Situationen da. Gemeinsam gehen wir los und finden Lösungen für deine Herausforderungen. Melde dich jederzeit für ein unverbindliches Erstgespräch.
Fazit
Die Bindung zu unseren Kindern ist das Fundament, auf dem sie ihr ganzes Leben aufbauen. Eine sichere Bindung hilft ihnen, stark, selbstbewusst und glücklich zu werden. Als Eltern können wir viel tun, um unseren Kindern diese Sicherheit zu geben – mit Liebe, Geduld und einem offenen Herzen.